Hornissenschutz in der Schweiz
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Hornissenleben von September bis Oktober

 
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Das Jahr einer Hornissenkönigin - Reproduktionsphase


Zum Höhepunkt im September ;

Mit dem Schlüpfen der letzten Arbeiterinnen ist der Volkshöhepunkt beinahe erreicht. Zahlenmässig umfasst das Hornissenvolk nun etwa 600 Individuen hier im Dachstock. Die Anzahl schwankt jedoch je nach Saison, Standort, klimatischen Verhältnissen, Gründungszeitpunkt, Futterangebot, eingene Konkurrenz und Entwicklungsverlauf von 200 bis 800 Hornissen zum Höhepunkt. Nun ist es an der Zeit und die ersten Drohnen können im Nest und in den nun gross ausgebildeten Lufttaschen in der Aussenhülle beobachtet werden. Die Drohnen werden fortan von den Arbeiterinnen mit Kohlenhydraten und Muskelfleischhäppchen versorgt. Gegen Ende September können dann die ersten Jungköniginnen beobachtet werden. Auch sie verkriechen sich in den Lufttaschen und kommen nur zur „Fütterung“ aus ihrem „Versteck“. Auch zur Verrichtung ihrer Notdurft kommen sowohl die Jungköniginnen wie auch die Drohnen an den untersten Rand des Hornissenestes und pinkeln in die darunter liegende Kotstelle.
Ein weiteres Mal geht eine Veränderung durch den Hornissenstaat. Die Altkönigin verliert an Kraft und Aufmerksamkeit.


Jungköniginnen und Drohnen auf der Nesthülle
Jungköniginnen und Drohnen auf der Nesthülle im Dachstock in Beringen (SH); 22.09.2009


Jungköniginnen und Drohnen auf der Nesthülle
Jungköniginnen und Drohnen auf der Nesthülle im Dachstock in Beringen (SH); 23.09.2009

Etwa Mitte Oktober ;

Die Altkönigin hat ihre Aufgabe oder ihren naturgegebenen "Auftrag" zur Arterhaltung geleistet.
Die Pheromonströme der Altkönigin sind schwächer geworden. Sie wird von den Arbeiterinnen vermehrt gekniffen und geplagt. Allmählich stellt sie die Eiablage ein und verlässt schon bald das Nest. Wichtig sind nun die Drohnen und Jungköniginnen im Hornissennest, welche zu Kräften aufgefüttert, gemästet und für den Winter, vor allem die Jungköniginnen, vorbereitet werden. Die Jungköniginnen werden zusammen mit den Drohnen mit Proteinen, also tierischem Eiweiss, gefüttert. An schönen Oktobertagen kann nun am Nestzugang der Abflug von Drohnen und Jungköniginnen beobachtet werden. Bevorzugt fliegen die Geschlechtstiere von vormittags etwa 10 bis mittags 13 Uhr ab. Man kann jedoch an weniger oder später sonnigen Tagen die Geschlechtstiere auch später vom Hornissennest abfliegen sehen.
Weniger und weniger werden nun die Arbeiterinnen, welche natürlich an Altersschwäche sterben. Der Betrieb im Hornissennest erhält nun einen ersten Knick und unzählige Larven können nicht mehr versorgt werden. Draussen bereitet sich im Weiteren die Natur auf den Winter vor und die natürlichen Ressourcen neigen sich dem Ende zu. Laubbäume ziehen ihre Säfte zurück, so versiegt die Nahrungsgrundlage für die Hornissen, das Kohlenhydrat/ Zuckersaft! Zudem verschwinden die Beuteinsekten, einerseits begeben sie sich in Winterstarre, andererseits überwintern sie als Larve oder Puppe. So verschwindet auch die Nahrung für die Larven. Diese beginnen nun aus Nahrungsmangel zu verhungern oder erkranken und fallen aus den Zellen. Da das Nestinnere weiterhin möglichst sauber gehalten wird, werfen die Arbeiterinnen die Larven aus dem Nest in die Kotstelle oder tragen sie ins Freie! Teilsweise werden die Larven auch von den Arbeiterinnen ohne ersichtlichen Grund aus den Zellen gezupft, entsorgt oder selbst gefressen.
Dort wo es möglich ist wird die Nestöffnung bei den kühler werdenden Witterungsverhältnissen verengt und bis auf wenige Zentimeter verschlossen. In den meisten Hornissenstaaten ist vor Ende Oktober das Leben erloschen. In einzelnen Völkern leben die Hornissen an geschützten Orten noch bis Anfang November.
Hier unterm Dach im Estrich ist am 26. Oktober 2009 kein Leben mehr im Hornissennest zu beobachten und zu hören. „Kein Flugverkehr mehr!“ und der Kreis schliesst sich. Die abgeflogenen Jungköniginnen haben sich verpaart und einen Platz zum Überwintern gesucht und gefunden! Auch die Drohnen überleben den ersten Frost nicht und sterben nach einem kurzen reizvollen Leben.


Jungkönigin mit abgebrochenen Flügel
Eine Jungkönigin mit abgebrochenem Oberflügel - Ihr Todesurteil!


Jungkönigin und Drohn in Paarungsstimmung
Jungkönigin und Drohn in Paarungsstimmung nahe eines Hornissennestes


Unsere Jungkönigin wurde unterdessen von zwei Drohnen begattet und verlässt mit Ziel Winterquartier den Platz lüsternen Treibens. Für den Drohn endet bald das kurze reizvolle Leben. Ab und an kann man noch den einen oder andern an einer Blüte des Efeus Nektar lecken sehen, doch bald holt auch ihn der Tod ein.

Schon bald wird es Ende Oktober ;

Unsere Jungkönigin hat sich einen Riss in einem etwa 3,5 Meter hohen Baumstumpf als Überwinterungsquartier ausgesucht. Geschützt durch einen körpereigenen Frostschutz, welchen sie erst nach erfolgreicher Begattung produzieren kann, wird sie die kalte Jahreszeit überdauern können.
Nachdem zu Beginn des Oktobers die Jungköniginnen begonnen haben zu schlüpfen, verlieren die Arbeiterinnen nach und nach das Interesse an der Staatenmutter.


Altkönigin in Kotstelle unter Hornissennest
Altkönigin in der Kotstelle unterm Hornissennest im Hornissenkasten


Gegen Ende Oktober oder teils auch schon früher verkriecht sie sich in der Aussenhülle, fällt von Erschöpfung gezeichnet in die Kotstelle oder verlässt den Nestbereich ohne Wiederkehr ins Freie, stirbt einsam und alleine. Ihre Zeit ist nach etwas mehr als einem Jahr abgelaufen!



Die Altkönigin kriecht auf dem Boden unter dem Hornissenkasten umher


Nach und nach erlischt auch das gesamte Leben im Hornissenstaat und nur wenige Tiere sterben im Nest selbst. Die meisten Arbeiterinnen sterben an Altersschwäche oder werden von kühlen Nächten überrascht und finden so ihr Ende.


Abgestorbenes Hornissennest an Einfamilienhaus
Abgestorbenes und durch Vögel geöffnetes Hornissennest an Einfamilienhausdach